Brennstoffzellen-Fahrzeuge fahren schon heute emissionsfrei und überzeugen Passagiere bereits seit 2018 täglich im Personennahverkehr im Norden Deutschlands. Wie sich Wasserstoffmobilität auf der Schiene anfühlt, konnten rund 170 interessierte TeilnehmerInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Bevölkerung am 25.06.2019 auf der Strecke Oldenburg-Sandkrug erleben. Hierzu hatten das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme, die EWE AG, der Oldenburger Energiecluster OLEC e.V. und der französischen Hersteller für Brennstoffzellenzüge Alstom gemeinsam zur Sonderfahrt mit dem Coradia iLint-Brennstoffzellenzug eingeladen.
O-Töne und Statements zur Zugfahrt
Projekt- und Produktdirektor Coradia Lint, Alstom Deutschland, Rainer Don:
„Wir freuen uns heute in Oldenburg emissionsfreie Mobilität von morgen zu präsentieren. Das Land Niedersachsen steht uns nah. Die Idee zum Coradia iLint von Alstom und die Umsetzung sind in unserem Werk in Salzgitter entstanden und darauf sind wir stolz.“
Oberbürgermeister Stadt Oldenburg, Jürgen Krogmann:
„Ich freue mich, dass wir heute gemeinsam erleben konnten, was mit Wasserstoffantrieb gerade im Verkehrsbereich möglich ist. Die Fahrt mit dem weltweit ersten Wasserstoffzug hat uns gezeigt, welche Potenziale diese umweltschonende Technologie für Oldenburg und die gesamte Region hat. Oldenburg verfügt mit der gebündelten Kompetenz aus Wirtschaft, Wissenschaft und dem Netzwerk OLEC über beste Voraussetzungen, um sich als zentrale „Wasserstoffregion Nordwest“ zu positionieren. Für die Nutzung in der Mobilität sehe ich gute Potenziale im ÖPNV bei der VWG und im kommunalen Fuhrpark beim Abfallwirtschaftsbetrieb“.
Landrat Landkreis Oldenburg Carsten Harings:
„Ich freue mich außerordentlich, dass diese klimafreundliche Innovation hier in der Region vorgestellt wird und ich dabei sein darf. Mit Blick auf zukünftige Mobilität sind wir alle gefordert, mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen. Der Einsatz von Brennstoffzellentechnik ist eine interessante Alternative.“
Bürgermeister Gemeinde Hatten Dr. Christian Pundt:
„Die Gemeinde Hatten begrüßt ausdrücklich den Einsatz von modernen Technologien, die in der Folge auch die klimatischen Auswirkungen verbessern. In der Folge sollte die Technik auch in LKW und PKW Verwendung finden.“
Hohes Wasserstoffpotenzial in Niedersachsen
Im Anschluss an die Zugfahrt konnten sich die TeilnehmerInnen in der Kulturetage Oldenburg im Rahmen einer Gesprächsrunde zu den vielfältigen Facetten des Themas Wasserstoff mit ExpertInnen aus Wirtschaft, Forschung und Politik austauschen.
„Wir müssen die Klimaschutzziele 2030 und 2050 erreichen. Dafür brauchen wir ein konsequentes Vorgehen für alle Sektoren, also gerade auch Industrie, Wärme und Mobilität. Das wird nicht alleine strombasiert gelingen. Wir brauchen für eine erfolgreiche Sektorenkopplung gerade den Grünen Wasserstoff. Der hohe Anteil an erneuerbaren Energien sowie ein hohes Ausbaupotenzial für die Solar- und Windenergie, das Vorhandensein von Kavernenfeldern zur Gasspeicherung und eine gut ausgebaute Gasnetzinfrastruktur zum Transport von Wasserstoff erfüllen alle Voraussetzungen zum Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Niedersachsen“, betont Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies in seinem Grußwort.
„Der Nordwesten ist schon ein hervorragendes Testfeld für die Energiewende. Die nachhaltige Mobilitätswende nimmt jetzt Fahrt auf und grüner Wasserstoff wird dabei zum Meilenstein in der Sektorkopplung von Energie und Mobilität im Nordwesten werden“, betont OLEC-Vorstandsvorsitzender Roland Hentschel. „Wasserstoff schafft neue Wertschöpfungsketten von der Erzeugung, über Speicherung, Verteilung und Nutzung. Die Marktfähigkeit wird bald in den Fokus rücken. Neben dem öffentlichen Transportsektor werden vor allem Logistik und maritime Wirtschaft davon profitieren“ blickt Hentschel in die Zukunft. OLEC koordiniert bereits seit 2016 die niedersächsischen Wasserstoff-Aktivitäten von Wirtschaft und Wissenschaft im Austausch mit der Landesregierung.
„Der Schwerlastverkehr mit Zügen, Bussen und Nutzfahrzeugen auf Schiene und Straße ist für uns derzeit das interessanteste Einsatzgebiet für wasserstoffbasierte Elektromobilität, da Wasserstoff hier zu Dieselantrieben konkurrenzfähig ist. Im Raum Weser-Ems kämen mehrere Bahnstrecken für Wasserstoffzüge in Frage, darunter Oldenburg – Osnabrück. Manchmal kann Wasserstoff auch helfen, den Übergang bis zu einer abgeschlossenen Elektrifizierung zu gestalten – schließlich dauern Bahninfrastrukturprojekte regelmäßig 15 Jahre und länger. EWE würde die mit solchen Anwendungen einhergehende Investitionssicherheit für die geplante multifunktionale Tankstelle in der Nähe des Oldenburger Bahnhofs jedenfalls sehr begrüßen“, so EWE Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler.
In Oldenburg erforscht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Lösungswege, um Wasserstoff als synthetischen gasförmigen Energieträger in das nachhaltige Energiesystem der Zukunft zu integrieren. In Kombination mit der Brennstoffzelle bietet Wasserstoff immenses Gestaltungspotenzial auf dem Weg zur CO2-neutralen Mobilität der Zukunft und lässt sich zudem für die Rückverstromung zur Versorgungssicherheit einsetzen. „Dieses Prinzip der sektorenübergreifenden Nutzung macht Wasserstoff zu einem ganz wesentlichen Element zum Gelingen der Energiewende“, sagt Dr. Alexander Dyck, Abteilungsleiter Stadt- und Gebäudetechnologien am DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme.
Bild: (v.l.:) Roland Hentschel (Vorstandsvorsitzender OLEC e.V.), Jürgen Krogmann (Oberbürgermeister Stadt Oldenburg), Stefan Dohler (Vorstandsvorsitzender EWE AG), Rainer Don (ALSTOM) und Alexander Dyck (DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme. Bild: OLEC e.V.