Am 14. Februar 1992 gründeten 14 Pioniere auf dem Karlshof der Familie Holz im baden-württembergischen Rems-Murr Kreis den Fachverband Biogas. Dies geschah zu einer Zeit, als es in Deutschland knapp 140 Biogasanlagen gab, zumeist von Biobauern selbst errichtetet mit dem Ziel, die im landwirtschaftlichen Betrieb anfallende Gülle zu hochwertigem Dünger zu veredeln.
30 Jahre später produzieren mehr als 9.500 Biogasanlagen pro Jahr rund 100 Terawattstunden Gas, was einem Zehntel des deutschen Gasverbrauchs entspricht. Dieses wird zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt, als Kraftstoff oder in der Therme.
Der Weg der Biogasnutzung in Deutschland war nicht immer gerade und nicht immer einfach, erinnert sich der seit 22 Jahren amtierende Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez.
„Mit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im April 2000 wurden die richtigen Weichen gestellt – allerdings kamen über die Jahre immer neue Schranken und Umleitungen dazu“, sagt der Biogas-Experte. So hatte die Einführung des NawaRo-Bonus im Jahr 2004, der den Einsatz nachwachsender Rohstoffe – also Energiepflanzen - finanziell anreizen sollte, eine sehr positive Auswirkung auf die Entwicklung der Branche. In Kombination mit dem Gülle-Bonus aus dem EEG 2009 folgte ein wahrer Bauboom – mit allen dazugehörigen Konsequenzen. „Wenn sehr schnell sehr viel gebaut wird, passiert dies zuweilen nicht mit dem nötigen Augenmaß“, beschreibt da Costa Gomez die damalige Situation.
Die Folge war quasi eine Vollbremsung der Politik mit der Novelle des EEG im Jahr 2014, die auf eine Begrenzung des Anbaus von Mais abzielte, jedoch die gesamte Branche in eine Art Dornröschenschlaf versetzte. „Die letzten zehn Jahre haben wir um’s Überleben gekämpft, der Anlagenneubau in Deutschland ist nahezu zum Erliegen gekommen.“ Ständig neue Genehmigungsauflagen machten den Betrieb der Anlagen zunehmend unattraktiv. Allein der Zubau an flexibler Leistung und der Neubau von kleinen Gülleanlagen erzielte nennenswerte Umsätze für die Biogasfirmen im heimischen Markt.
„Pünktlich zum runden Geburtstag schauen wir aber wieder optimistisch in die Zukunft“, freut sich da Costa Gomez. Die Bedeutung von Biogasanlagen zur Bereitstellung speicherbarer regenerativer Energie werde erkannt. „Flexible Biogasanlagen sind eine elementare Unterstützung für die fluktuierende Strombereitstellung aus Wind- und Solarkraftwerken, die als „Arbeitspferde der Energiewende“ den Großteil der benötigten Energie bereitstellen“, erklärt der Geschäftsführer.
Als verlässliche Reserveenergie senken Biogasanlagen schon heute den Strompreis an der Börse signifikant, indem sie den Betrieb teurer nachgeschalteter Kraftwerke verhindern. Darüber hinaus ist Biogas in Form von Bio-CNG (compressed natural gas) und Bio-LNG (liquefied natural gas) als Kraftstoff im Schwerlastverkehr zunehmend gefragt. Durch den Anbau artenreicher Energiepflanzen verbessert Biogas außerdem die Biodiversität auf den Feldern; und mit der Abwärme aus der Stromerzeugung werden ganze Bioenergiedörfer versorgt – klimafreundlich, verlässlich, kostengünstig.
„Der Biogas-Strauß ist und bleibt bunt und vielseitig. Wir schauen positiv in die Zukunft und freuen uns auf die nächsten 30 Jahre, in denen wir unseren Beitrag zum Umbau der nuklear-fossilen Energieversorgung zu einer 100% erneuerbar-klimaneutralen Energiewirtschaft leisten werden“, sagt der Hauptgeschäftsführer.
Text: Fachverband Biogas e.V.