Die Verteilnetzbetreiberin EWE NETZ GmbH hat ihre Fahrzeugflotte von Erdgas- auf Elektroantrieb umgestellt. Dies betrifft insgesamt 19 Betriebsfahrzeuge für technische Einsätze, die das Unternehmen in Oldenburg nutzt. In den Bezirksmeistereien Nord (Langenweg) und Süd (Schützenhofstraße) wurden zudem Wallboxen und zwei Schnellladesäulen installiert. Das Projekt wurde mit Fördermittel des Bundesverkehrsministeriums im Rahmen des Programms "Saubere Luft 2017-2020" gefördert. Als wesentlichen Grund nennt EWE Netz den Wunsch, Erfahrungen mit der Technik sammeln zu wollen. "Klappt es mit der Reichweite? Was passiert mit der Infrastruktur, wenn alle Fahrzeuge zeitgleich laden?", sind Fragen, die mit der Anschaffung beantwortet werden sollen.
Kritiker heben beim Thema E-Mobilität gern den Finger, wenn es um Fragen rund um die Haltbarkeit von Motor und verbauter Batterie geht. Laut Torsten Maus, Geschäftsführer der EWE NETZ, gäben die Hersteller heutzutage „ziemlich gute Garantien auf die Batterien“. Bezogen auf die Flotte der EWE Netz bedeute dies 8 Jahre, genau so lange wie das Unternehmen die Fahrzeuge in Betrieb zu halten plant. Auch die Reichweite ist ein Thema. Auf dem Papier stehen 200 km, die EWE-Netz rechnet jedoch eher mit einer Reichweite von 150 km. Dies soll nun getestet werden. Ein weiterer Kritikpunkt: Was nutzt das beste E-Auto, wenn es mit Energie aus Kohleverstromung oder Kernkraft betrieben wird? „Im klassischen Strommix verschlechtert sich die CO2-Bilanz dieser Fahrzeuge natürlich“, sagt Dr. Urban Keussen, EWE-Technikvorstand. Doch ebenso, wie Privatkunden die Möglichkeit haben, ihre Wagen per Photovoltaik-Anlage oder grünem Strom zu laden, achte die EWE auch darauf, die Wagen mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt auch Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Er kündigte außerdem ein gesamtstädtisches Elektromobilitätskonzept an, das "in Arbeit ist". Dieses solle den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobile strukturiert unterstützen und voranbringen.
Ob die Zukunft der Mobilität dabei in Gas, Wasserstoff oder eben E-Autos liegt, werde jetzt ausprobiert: „Es ist vermutlich ein Mix, der dafür sorgen wird, dass wir zukunftsfähig aufgestellt sind“, sagt Keussen. Derzeit laufe etwa ein weitere Förderantrag in Sachen Wasserstoff. Keussen ist sich sicher: „Der Mix wird die Antwort sein, von allem ein bisschen. Wir wollen jetzt die Vielfalt ausprobieren.“
Aus der Schnittmenge, die sich aus Energiewirtschaft und Mobilität ergibt, entwickelt sich eine Menge Potenzial. Daraufhin spannend ist die Frage der Gleichzeitigkeit: Was passiert, wenn die Masse ihre Autos laden will? Auch dafür seien laut EWE NETZ die Betriebsfahrzeuge, von denen etwa zehn zeitgleich an den Standorten geladen werden können, ein guter Testlauf für den Ausbau auch auf privater Ebene. „Da arbeiten wir derzeit intensiv an Konzepten“, sagt Maus, der die Zahl der privaten Ladestationen auf „dreistellig“ beziffert. Dass es zukünftig noch mehr werden, daran hegt er keinen Zweifel. Und dann will die EWE bereit sein.
Bild: EWE - Setzen den EWE NETZ-Fuhrpark unter Strom: (v.l.) Torsten Maus (Geschäftsführer EWE NETZ), Dr. Urban Keussen (Vorstand Technik EWE) und Jürgen Krogmann (Oberbürgermeister Stadt Oldenburg)