Um dem stetigen Wandel einer sich strukturell stark verändernden Gesellschaft zu begegnen, stehen Städte und ländliche Regionen vor zunehmenden Herausforderungen. Notwendig sind intelligente Antworten und neue Strategien, etwa in Bezug auf den demografischen Wandel, den Klimawandel, Veränderungen der Energieinfrastruktur, die Digitalisierung und die Arbeitsweltbedingungen.
Dass diese Herausforderungen sowohl von Wirtschaft und Wissenschaft sowie auf kommunaler Ebene viel diskutiert sind, zeigte das 1. OSCAR – After Work Meetup zum Thema „Wohnen in der Stadt der Zukunft“ am frühen Abend des 04.12.2019. Immer mehr Akteur*innen beschäftigen sich mit smarten Lösungen, um den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen für Städte und Regionen zu begegnen. Während es vor einigen Jahren noch etwa 50% der 200 größten Städte Deutschlands waren, welche sich intensiv mit dem Thema Smart City beschäftigt hatten, so tun dies heutzutage in unterschiedlichster Art und Weise nahezu alle von diesen, so Dr. Jens Libbe, Bereichsleiter für Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen am Deutschen Institut für Urbanistik. Dr. Jens Libbe sprach in seinem kurzen Impulsvortrag darüber, was eine Smart City ausmacht - hier ginge es nicht nur um innovative Lösungen und Technologien, sondern auch um die Bürger*innen einer Kommune und wie deren Zusammenleben intelligent gestaltet wird. Er betonte aber auch, dass das Konzept der Smart City bestehende Leitbilder einer Stadt nicht radikal ersetzen wird, sondern in Teilen Einzug in diese halten wird, abgestimmt auf die individuellen Herausforderungen einer jeweiligen Stadt oder Region.
Dass die Stadt Oldenburg auf dem Weg zur smarten Stadt schon gute Erfolge verbuchen kann, ist nicht nur ein Eindruck aus den Forschungstätigkeiten von Dr. Jens Libbe, sondern wurde auch von Dr. Sven Rosinger vom OFFIS Institut für Informatik e.V. in einem zweiten Impulsvortrag verdeutlicht. Dr. Sven Rosinger hatte bereits an der Erstellung des Smart City Konzeptes der Stadt Oldenburg mitgewirkt und stellte gestern Abend die Smart City Bereiche, welche die Stadt Oldenburg für sich definiert hat, an Hand von Anwendungsbeispielen kurz vor. Die Neugestaltung des Fliegerhorsts bietet der Stadt Oldenburg hier die einmalige Gelegenheit, sich als Vorreiter für die Entwicklung von Smart City Konzepten für vergleichbare Kommunen und Städte in Deutschland und Europa zu positionieren. Ein Teilbereich des Fliegerhorsts – ein 3,9ha großes, vormals militärisch genutztes Areal – ist als erklärtes Ziel der Stadt Oldenburg als „lebendes“ Labor für die Erprobung neuer Smart City-Technologien, unter anderem aus den Domänen Energie und Mobilität ausgewiesen. Im Rahmen des ersten dort verorteten Forschungsprojektes Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg bietet das Labor durch die dauerhafte praktische Umsetzung und den Betrieb die Möglichkeit, im Zuge der Digitalisierung der Energiewende Services und Mehrwerte für die Bewohner*innen zu entwickeln und direkt zu evaluieren. Bei der Realisierung des Wohnquartiers mit etwa 110 Wohneinheiten, das den Namen „Helleheide“ tragen wird, findet eine Integration der Energieformen Strom, Gas und Wärme in einem lokalen Energiesystem statt.
Nach den spannenden Impulsen wurde an acht verschiedenen Thementischen angeregt zu den verschiedenen Bereichen einer Smarten Stadt diskutiert. Es wurden Wünsche, Ideen und Ziele festgehalten und Herausforderungen hierfür herausgestellt, aber auch konkrete, bereits existierende Lösungen und Praxisbeispiele in die Diskussion eingebracht. So konnten alle anwesenden Akteur*innen neues Wissen sowie neue Anregungen und Impulse für ihre tägliche Arbeit mit nach Hause nehmen.
Dabei waren sich die Teilnehmenden darüber einig, dass bei allen Anwendungen der Smart City immer die dienende Funktion von Technologie im Vordergrund stehen sollte, diese also den Bedarfen der Bewohnenden folgen müssen. Als zentrale Treiber in aktuellen Projekten deutschlandweit und international wurden besonders die Themen Energie, Mobilität und öffentliche Verwaltung gesehen. Zukünftig wurden hohe Bedarfe an einem weiteren Erfahrungsaustausch sowohl zwischen Anbieter*innen und Anwender*innen, als auch von den Anwender*innen untereinander gesehen. Grund sei, dass eine hohe Unsicherheit beim Umgang mit Smart City Anwendungen herrsche und hier bislang keine allgemeingültige Strategie zu deren Umsetzung existiere. Als Empfehlung an Städte und Kommunen wurde u.a. formuliert, Mut bei der Erprobung von neuen Technologien im Stadtraum zu beweisen und etwa durch die Bildung von Konsortien aus Industriepartnern und Kommunalvertretern Pilotprojekte für eine Testphase in der Praxis umzusetzen, um wertvolle Erfahrung zu sammeln.
Wir bedanken uns für die Teilnahme an der 1. OSCAR-Veranstaltung und vor allem für den regen Austausch der Teilnehmenden. Ein besonderer Dank geht außerdem an Dr. Jens Libbe, welcher sich schon vor dem After-Work Meetup die Zeit genommen hat in einem projektinternen Fachgespräch Fragen mit besonderem Blick auf die Beteiligung von BürgerInnen in Smart City Prozessen zu beantworten und aktuelle Herausforderungen im Projekt zu diskutieren.
Der Name OSCAR steht übrigens für „Oldenburg Smart City And Region“. Unter diesem Titel soll künftig ein regelmäßig stattfindendes After-Work Format zum Austausch zwischen Akteur*innen aus Praxisprojekten, Wirtschaft und Wissenschaft mit Akteur*innen aus Verwaltung und Planungsebene der Region Nordwest zu intelligenten Lösungen und Innovationen im Smart City Kontext etabliert werden. Deswegen freuen wir uns Sie auch auf der nächsten OSCAR-Veranstaltung herzlich begrüßen zu dürfen, bei welcher wir uns mit einem der vorgestellten Bereiche einer Smart City nochmal intensiver beschäftigen und über diesen diskutieren wollen.