Partizipative Entwicklung im Reallabor als Baustein der Smart City Strategie in Oldenburg unter dem Leitprinzip „Der Mensch im Mittelpunkt“
Partizipative Entwicklung im Reallabor als Baustein der Smart City Strategie in Oldenburg unter dem Leitprinzip „Der Mensch im Mittelpunkt“
Projektbeschreibung
Neben der Arbeit an smarten Technologien setzt OLEC sich intensiv dafür ein, die Energieregion Nordwest zur „Smart Region“ weiterzuentwickeln. Ein Teilbereich des Fliegerhorsts in Oldenburg – ein 3,9ha großes Areal – ist als erklärtes Ziel der Stadtentwicklungspolitik als „lebendes“ Labor für die Erprobung neuer Smart City-Technologien, unter anderem aus den Domänen Energie, Mobilität und Gesundheit ausgewiesen und soll mit zukunftsweisender und noch zu entwickelnder Infrastruktur versehen werden.
Unter der gemeinsamen Koordination der OLEC-Mitglieder Informatikinstitut OFFIS und der Stadt Oldenburg hatte ein Konsortium mit insgesamt 21 Partner*innen aus Industrie und Forschung den Zuschlag zur Realisierung eines Energetischen Nachbarschafts-quartiers auf einer Teilfläche des stillgelegten Fliegerhorsts erhalten. Daraus entstanden ist das Quartier Helleheide.
Nach sechs Jahren, Ende 2023, fand das Projekt seinen Abschluss. Auch die ersten Bewohnenden sind mittlerweile ins Quartier eingezogen. Das Quartier Helleheide besteht auch nach dem Projektende als Reallabor weiter und bietet die Möglichkeit zur Entwicklung und Erprobung weiterer Forschungsideen unter Beteiligung der Bewohnenden.
Aus diesem Grund waren Interessierte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Verwaltung sowie Oldenburger Bürger*innen eingeladen, im Rahmen der offiziellen Abschlussfeierlichkeiten am 22. und 23. September 2023 den Projektabschluss zu feiern. Dabei konnte sowohl ein Einblick in die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse, als auch ein Ausblick in die Zukunft der nachhaltigen Stadtentwicklung geworfen werden.
Die Dokumentation der Abschlussveranstaltung, ein Überblick zu den wesentlichen Projektinhalten sowie eine Vorstellung der beteiligten Partner*innen ist in einer Broschüre zusammengefasst. Durch Klicken auf das Deckblatt gelangen Sie zum Dokument:
Mit der Bewilligung flossen Fördermittel in Höhe von rund 18 Millionen Euro aus der gemeinsamen Förderinitiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt“ der Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Bildung und Forschung in das ambitionierte Vorhaben. Weitere gut 8,4 Millionen Euro wurden von den Partner*innen aus der Wirtschaft beigesteuert. Neben OLEC selbst sind an dem sechsjährigen Projekt zwölf Unternehmen und Forschungspartner*innen aus dem OLEC-Netzwerk beteiligt.
Projektziele
Bis zum Jahr 2023 sollte ein klimafreundliches und innovatives Quartier als „Reallabor“ konzipiert und umgesetzt werden. Es entstehen etwa 110 Wohneinheiten sowohl in Neubauten als auch in sanierten Bestandsgebäuden mit Anschluss an ein öffentliches Versorgungsnetz. Das dabei entstehende, auch „Energetische Nachbarschaften“ genannte Quartierskonzept stellt einen Verbund an Erzeugungseinheiten und Verbraucher*innen dar, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden und ihre überschüssige Energie in andere Energieformen umwandeln und speichern oder direkt bereitstellen, sodass benachbarte Verbraucher*innen diese nutzen können. Das Konzept verfolgt den Gedanken, die Energieeffizienz zu steigern, indem „Abfallenergie“ vermieden und eine Maximierung des lokalen Verbrauchs von „nachbarschaftlich“ erzeugter Energie angestrebt wird. Neben der Sektorenkopplung wurde eine offene, sichere und datenschutzkonforme digitale Plattform entwickelt, die es den Bewohnenden perspektivisch erlaubt, den lokalen Energietausch zu automatisieren.
Diese zwei technischen Voraussetzungen für das Entstehen nachhaltiger Energetischer Nachbarschaftsquartiere sind eingebettet in die Erforschung der sozialen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen den beteiligten Akteur*innen. Denn die Akzeptanz der Bürger*innen sowie auf die Bürger*innen zugeschnittene Kooperations- und Geschäftsmodelle werden für den langfristigen Erfolg klimaneutraler Energieversorgung aus Eigenerzeugungsanlagen auf Quartiers- und Stadtteilebene als ausschlaggebend angesehen.
Zentrale Fragestellungen
Wie muss ein lokaler Energieaustausch eines Nachbarschaftsquartiers aus sozialer und betriebswirtschaftlicher Sicht ausgestaltet sein, um eine hohe Akzeptanz bei Anwohner*innen, Besitzer*innen der Erzeugungseinheiten und Dienstleister*innen zu erlangen und um auch langfristig sozial attraktiv sowie betriebswirtschaftlich tragbar zu sein?
Welchen Mindestanforderungen muss die physische Infrastruktur genügen, um die Energieflüsse des multimodalen Versorgungsnetzes mit dem Ziel der CO2-Minimierung automatisier- und optimierbar zu machen und um in Bestandsquartieren Anwendung zu finden?
Wie muss eine digitale Plattform und deren Kommunikation mit Prosumer*innen standardisiert werden und wie können Anreizmodelle zur Partizipation der Quartiersbewohner*innen aussehen, um eine schnelle und preiswerte Etablierung von z.B. Energiegenossenschaften in einer Vielzahl von Bestandsquartieren zu ermöglichen?
Rolle von OLEC
Bereits seit 2014 begleitet OLEC die Entwicklung und Umsetzung der Smart City/ Smart Region Strategie der Energieregion Nordwest. Das Netzwerk konnte sich in die Vorplanungen zur Projektinitiierung einbringen und 12 Netzwerkmitglieder als Projektpartner*innen im Konsortium gewinnen.
Zu den Kernthemen des Projekts gehörte die Frage, wie die lokale Energiegemeinschaft eines Nachbarschaftsquartiers sozial und wirtschaftlich konzipiert sein muss, um für Anwohner*innen, quartierseigene Energieerzeugung und Energiedienstleistungen langfristig attraktiv und betriebswirtschaftlich tragbar zu sein. Dies wurde im Rahmen eines partizipativen Prozesses zur Stakeholderbeteiligung erforscht. Weiterhin unterstützte OLEC die Stadt und OFFIS im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und sorgt für den Wissens- und Technologietransfer der Projektergebnisse sowohl in regionale Planungsprozesse als auch überregional und international. Zudem sollen die entwickelten Technologien und Systeme unter Einbezug weiterer OLEC-Partner*innen in die Ausbildung des E-Handwerks übertragen werden.
Perspektive
Im Rahmen des ENaQ-Projektes bietet das lebende Labor "Helleheide" durch die dauerhafte praktische Umsetzung und den Betrieb innovativer Technologien die Möglichkeit, im Zuge der Digitalisierung der Energiewende Services und Mehrwerte für die Bewohnenden zu entwickeln und direkt zu evaluieren. Es entstehen neue Wertschöpfungsnetze mit neuen Marktrollen und Dienstleister*innen. In Zukunft soll das Gelände als Versuchsfeld für experimentelle Lebensräume auf verschiedenen Themenfeldern einer Smart City dienen. Begleitend soll ein transdisziplinärer Austausch zwischen den FuE-Projekten realisiert werden, der zusätzliche Synergien ermöglicht.
Die erfolgreiche Einwerbung des ENaQ-Projekts zeigt, dass die technologieübergreifende Ausrichtung des Netzwerks und dessen Innovationsorientierung einen großen Mehrwert für Mitglieder und Region schaffen können. Das Prestigeprojekt hat zudem eine enorme überregionale Strahlkraft und bietet daher große Chancen für Innovationsentwicklung und Wissensvernetzung im Nordwesten.
Weitere Informationen zum Verbundvorhaben finden Sie unter:
Informationen zum Quartier sowie einen regelmäßigen Newsletter finden Sie unter: